Vorsteuerabzug bei Rechnungen mit Formmangel – EuGH-Rechtsprechung & Bedeutung für Fiskalvertreter in Österreich

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„Form­feh­ler dür­fen den Vor­steu­er­ab­zug nicht ver­hin­dern – ent­schei­dend sind die mate­ri­el­len Vor­aus­set­zun­gen.“

Aus­län­di­sche Unter­neh­men, die in Öster­reich steu­er­pflich­ti­ge Umsät­ze täti­gen, müs­sen sich mit einem kom­ple­xen umsatz­steu­er­li­chen Regel­werk ver­traut machen. Ein zen­tra­ler Punkt dabei ist der Vor­steu­er­ab­zug. Die­ser kann bei Rech­nun­gen mit for­ma­len Män­geln pro­ble­ma­tisch sein. Den­noch hat die Recht­spre­chung des Euro­päi­schen Gerichts­hofs (EuGH) in den letz­ten Jah­ren deut­lich gemacht: Form­män­gel allein dür­fen nicht zum Ver­lust des Vor­steu­er­ab­zugs füh­ren, sofern die mate­ri­el­len Vor­aus­set­zun­gen vor­lie­gen. In die­sem Arti­kel beleuch­ten wir die recht­li­che Lage, aktu­el­le Urtei­le, prak­ti­sche Aus­wir­kun­gen für Fis­kal­ver­tre­ter in Öster­reich sowie Hand­lungs­emp­feh­lun­gen.

Vorsteuerabzug und Rechnungsanforderungen gemäß österreichischem UStG

Gemäß § 12 des öster­rei­chi­schen Umsatz­steu­er­ge­set­zes (UStG) ist der Vor­steu­er­ab­zug grund­sätz­lich nur mög­lich, wenn eine ord­nungs­ge­mä­ße Rech­nung vor­liegt. Die­se muss min­des­tens fol­gen­de Anga­ben ent­hal­ten:

  • Name und Anschrift des leis­ten­den Unter­neh­mers
  • UID-Num­mer des Leis­ten­den
  • Name und Anschrift des Leis­tungs­emp­fän­gers
  • Men­ge und han­dels­üb­li­che Bezeich­nung der Lie­fe­rung oder Art und Umfang der sons­ti­gen Leis­tung
  • Tag der Lie­fe­rung oder Leis­tung
  • Ent­gelt und dar­auf ent­fal­len­der Steu­er­be­trag
  • Aus­stel­lungs­da­tum
  • Fort­lau­fen­de Rech­nungs­num­mer

Feh­len die­se Anga­ben, droht die Ver­sa­gung des Vor­steu­er­ab­zugs. Dies stellt ein erheb­li­ches Risi­ko für aus­län­di­sche Unter­neh­men dar, die über einen Fis­kal­ver­tre­ter in Öster­reich tätig sind.

Aktuelle EuGH-Rechtsprechung: Formmangel ist nicht gleich Ausschluss

Der EuGH hat in meh­re­ren Ent­schei­dun­gen klar­ge­stellt, dass der Vor­steu­er­ab­zug nicht allein auf­grund for­ma­ler Män­gel in der Rech­nung ver­wei­gert wer­den darf.

Senatex GmbH (C‑518/14)

Ein Unter­neh­men erhielt Rech­nun­gen ohne Anga­be der UID des Lie­fe­ran­ten. Die UID wur­de nach­träg­lich hin­zu­ge­fügt. Der EuGH ent­schied, dass dies kei­ne Rol­le spielt, solan­ge die mate­ri­el­len Vor­aus­set­zun­gen des Vor­steu­er­ab­zugs gege­ben sind. Die Kor­rek­tur wirkt sogar rück­wir­kend.

Barlis 06 (C‑516/14)

In die­sem Fall waren die Leis­tungs­be­schrei­bun­gen auf den Rech­nun­gen unzu­rei­chend. Den­noch wur­de der Vor­steu­er­ab­zug gewährt, da die Finanz­ver­wal­tung anhand ande­rer Unter­la­gen die Leis­tung nach­voll­zie­hen konn­te.

Volkswagen AG (C‑533/16)

Auch hier bestä­tig­te der EuGH: Der Schutz des Steu­er­pflich­ti­gen steht über der rein for­ma­len Anfor­de­rung. Mate­ri­el­le Rich­tig­keit hat Vor­rang.

Die­se Urtei­le haben die Posi­ti­on von Unter­neh­men deut­lich gestärkt, ins­be­son­de­re im Zusam­men­spiel mit Fis­kal­ver­tre­tern in Öster­reich.

Rückwirkende Rechnungsberichtigung in Österreich

Der öster­rei­chi­sche Ver­wal­tungs­ge­richts­hof (VwGH) hat ent­schie­den, dass eine Kor­rek­tur der Rech­nung rück­wir­kend mög­lich ist, sofern sie vor Erlass des rechts­kräf­ti­gen Steu­er­be­scheids erfolgt. Dies gilt selbst dann, wenn ursprüng­lich wesent­li­che Anga­ben gefehlt haben. Die Berich­ti­gung muss aber ein­deu­tig und nach­voll­zieh­bar doku­men­tiert sein.

Die­se Rege­lung bie­tet aus­län­di­schen Unter­neh­mern – durch ihre Fis­kal­ver­tre­ter in Öster­reich – die Mög­lich­keit, unver­schul­de­te Feh­ler frist­ge­recht zu kor­ri­gie­ren.

Bedeutung für Fiskalvertreter in Österreich

Fis­kal­ver­tre­ter sind für aus­län­di­sche Unter­neh­men unver­zicht­bar, um den steu­er­li­chen Pflich­ten in Öster­reich ord­nungs­ge­mäß nach­zu­kom­men. Ihre Auf­ga­ben umfas­sen:

  • Anmel­dung und Regis­trie­rung beim Finanz­amt
  • Lau­fen­de Umsatz­steu­er­vor­anmel­dun­gen und Erklä­run­gen
  • Kom­mu­ni­ka­ti­on mit der Finanz­ver­wal­tung
  • Prü­fung von Ein­gangs- und Aus­gangs­rech­nun­gen
  • Steu­er­li­che Bera­tung bei der Rech­nungs­le­gung

Ein gut geschul­ter Fis­kal­ver­tre­ter erkennt for­ma­le Män­gel früh­zei­tig und initi­iert not­wen­di­ge Kor­rek­tu­ren, um den Vor­steu­er­ab­zug zu sichern. Damit leis­ten Fis­kal­ver­tre­ter in Öster­reich einen essen­zi­el­len Bei­trag zur steu­er­li­chen Com­pli­ance ihrer Man­dan­ten.

Handlungsempfehlungen für die Praxis

  • Regel­mä­ßi­ge Schu­lung von Buch­hal­tungs- und Steu­er­teams, ins­be­son­de­re der Fis­kal­ver­tre­ter
  • Digi­ta­le Rech­nungs­prü­fungs­sys­te­me ein­set­zen, die auf Pflicht­an­ga­ben vali­die­ren
  • Trans­pa­ren­te Doku­men­ta­ti­on aller Lie­fe­run­gen und Leis­tun­gen
  • Pro­zes­se zur Rech­nungs­be­rich­ti­gung klar defi­nie­ren und kom­mu­ni­zie­ren
  • Zusam­men­ar­beit mit erfah­re­nen Steu­er­be­ra­tern und Umsatz­steu­er­ex­per­ten

Zusammenfassung

Die aktu­el­le EuGH-Recht­spre­chung bringt Erleich­te­run­gen beim Vor­steu­er­ab­zug trotz for­ma­ler Feh­ler. Vor­aus­set­zung bleibt jedoch, dass die mate­ri­el­len Inhal­te der Rech­nung kor­rekt und beleg­bar sind. Fis­kal­ver­tre­ter in Öster­reich spie­len eine ent­schei­den­de Rol­le dabei, aus­län­di­sche Unter­neh­men sicher durch das kom­ple­xe Regel­werk der öster­rei­chi­schen Umsatz­steu­er zu füh­ren und finan­zi­el­le Nach­tei­le zu ver­mei­den.

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